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Bricks4theKids – und wie alles begann

Spendenkampagne Bricks 4 the Kids

Es war ein sonniger Tag im idyllischen Hafenstädtchen Bremerhaven, als das Unglück über die Bausteinwelt hereinbrach. So oder so ähnlich könnte diese kleine Geschichte beginnen, die sich mittlerweile zu einem Krieg der Steine entwickelt hat.

Ein Abriss der Geschehnisse.

Der Container, der still stand – Beschlagnahmung asiatischer Sets vom Zoll

Der dänische Hersteller und Marktführer von Noppensteinen, die Lego Gruppe steckt nach Angaben des Spielwarenhändlers und YouTubers Thorsten Klahold hinter der Beschlagnahmung eines Containers mit asiatischen Klemmbausteinen. Klahold, Inhaber der Steingemachtes GmbH, mit Onlineshop und stationärem Handel in Paderborn importiert regelmäßig Sets alternativer Hersteller aus Asien. Mittlerweile fungiert er auch als Generalimporteur des chinesischen Herstellers Qman.

Qman, früher unter dem Namen Enlighten bekannt, begann seine Karriere als Noppensteinhersteller unter zweifelhaften Bedingungen. So sahen die Minifiguren dem Original von LEGO® zum Verwechseln ähnlich. Auch infolge einer Abmahnung im Dezember 2020 wurden diese Minifiguren, die von LEGO® als 3D-Marke geschützt sind, überarbeitet. Heute kennzeichnet sie ein übergroßer Kopf mit niedlichen Gesichtszügen und etwas größeren Körperproportionen.

Dass es hier um die Verletzung des Urheberrechts geht, wurde inzwischen, auch schriftlich von der betrauten Anwaltskanzlei Hogan Lovells bestätigt. Auf Anfrage des ORF teilte Lego mit, dass es wichtig sei, „sicherzustellen, dass die Verbraucher nicht getäuscht werden“. „Wenn sie einen Artikel von einem anderen Hersteller kaufen und denken, dass sie aufgrund der beabsichtigen Produktähnlichkeit ein echtes Lego-Produkt kaufen, erhalten sie unter Umständen ein Produkt von minderer Qualität oder sogar eine sicherheitsgefährdende Imitation.“

Der fragliche Überseecontainer wird nun vom deutschen Zoll festgehalten und gelagert, bis eine Klärung erreicht ist. Die besteht entweder in der Vernichtung der Ware oder der Freigabe an Klahold.

Spenden für Kinder – Rebellion gegen LEGO®

Als Reaktion auf die Festsetzung des Containers und dem zunächst wenig transparenten Umgang Legos mit der Sache hat Klahold eine Spendenaktion namens „Bricks4theKids“ ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um eine Kampagne, mit der Kinderheime in Deutschland mit Sets alternativer Hersteller von Klemmbausteinen versorgt werden sollen. Über die Plattform GoFundMe sowie weiterer Spenden sind bisher insgesamt ca. 400.000 € eingegangen; dieses Geld wird auf einem Anderkonto verwaltet und anwaltlich betreut. Zu den Unterstützern zählen namhafte YouTuber wie Gronkh, viele kleinere Klemmbaustein-YouTuber sowie Fans von Bausteinen im Allgemeinen; diese haben sich finanziell beteiligt und wollen so ein Zeichen setzen. Mit den Worten von Thorsten Klahold: „Damit wollen wir ein Signal an LEGO® senden, dass ihre Firmen-, Preis- und Produktpolitik nicht mehr zu der Firma passt, die sie in unserer Kindheit einmal war.“

Welle der Empörung in den Sozialen Medien

Zuerst berichtete Klahold auf seinem eigenen YouTube Kanal „Johnnys World“ von der Beschlagnahmung. Mittlerweile hat die Berichterstattung kriegerische Züge angenommen, befeuert wurde die Debatte noch vom erfolgreichsten Influencer in Sachen Klemmbausteine Thomas Panke, bei Fans besser bekannt als der „Held der Steine“. Auch er selbst wurde bereits mehrmals von LEGO® abgemahnt, zuletzt, weil er die Steine alternativer Hersteller als Legos bezeichnete und so einer Gattungsbezeichnung vorgriff, die nach Meinung vieler Experten bereits etabliert ist. Folge der Abmahnung: Die Löschung mehrerer seiner Videos.

Klahold, mittlerweile zum Klemmbaustein-Rebellen avanciert, hat die Fans von Legoalternativen auf seiner Seite. Viele kleine YouTuber mit nur geringen Abonnentenzahlen, aber auch größere Kanäle haben sich negativ gegenüber den Praktiken Legos geäußert. Tageszeitungen und andere Medien haben die Sache aufgegriffen und berichtet, zuletzt der WDR.

Dabei ist der Ton in der Bausteingemeinschaft mitunter ruppig, viele kontaktieren den Zoll auf eigene Faust oder kommentieren in den Sozialen Medien. So wird etwa der offizielle LEGO® Germany-Instagram-Kanal mit kritischen und beleidigendem Kommentaren geflutet. Seitdem herrscht hier Funkstille, seit sechs Tagen warten Fans auf neuen Content.

Fälschungen, Konkurrenz und Umsatzplus: Was steckt hinter der Beschlagnahmung?

Welche Intention hinter Legos Vorgehen gegen Klahold steckt, kann nur vermutet werden. Vom vielbeschworenen Untergang der Marke, wie sie beispielsweise vom „Helden“ immer wieder thematisiert wird, kann keine Rede sein. Heute veröffentlichte LEGO® seine Umsatzzahlen von 2020, und die können sich sehen lassen. 13 Prozent mehr Umsatz konnte das Unternehmen einspielen, auch infolge der Pandemie, die viele Eltern nach heimischen Beschäftigungsangeboten suchen ließ. Andere Spielwarenhersteller profitierten ebenfalls von der Krise. Lego CEO Niels Christiansen stellt klar, dass es weiter bergauf gehen soll, unter anderem mit einer weiteren Expansion in asiatische Märkte. Allein 80 neue Läden sollen in China entstehen, 120 insgesamt weltweit.

Dass LEGO® immer wieder mit Fälschungen und Plagiaten zu kämpfen hat, ist kein Geheimnis. Bekanntestes Beispiel ist die Firma Lepin, die nachgebaute LEGO®-Sets verkaufte. Klahold selbst hatte 2018 in seinem Kanal, damals noch als Privatmann, einen günstigen Nachbau des Millenium Falcon vorgestellt. Ob es sich bei den beschlagnahmten Qman-Sets (insbesondere die Minifiguren) um Fälschungen oder rechteverletztende Produkte handelt, kann letzlich nur ein Gericht entscheiden.

Lego vs. Steingemachtes: Wie geht es weiter?

Das derzeit laufende Eilverfahren wird bald zu ihrem Ende kommen. LEGO® muss bis zum 15.03.2021 entscheiden, ob der Container freigegeben oder die Sache vor Gericht fortgeführt wird. Selbst wenn sich das Unternehmen für eine Freigabe entscheidet, besteht Klärungsbedarf. Auch für die Konsumenten, die Sets alternativer Hersteller mit gutem Gewissen kaufen wollen. Feststeht: Derzeit gibt es im Steinekrieg nur einen Gewinner, das sind die Kinder, welche bald mit Klemmbausteinen versorgt werden.

Wer für die Aktion „Bricks4theKids“ spenden möchte, findet hier den Link: GoFundme Spendenaktion

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